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liquid II
Kunsthaus Aussersihl, Vitrinen Müllerstrasse
Zürich,  15. November 2020
Fotos: Johanna Encrantz

In meiner künstlerischen Arbeit verspüre ich immer wieder den Drang, mit Haut und Haar zu malen, mich selber ins Bild zu werfen, mit meinem Körper zu arbeiten.
Die Performance ist für mich das ideale, erweiterte Arbeitsfeld zu den Bewegungen des Körpers in der Malerei. Mit der Performance zeichne ich bewegte Bilder im Raum. Zuerst ist die Lust, blind und unkontrolliert Farbe auf ein grossformatiges Papier auszuschütten. Mit ganzem Körpereinsatz entwickelt sich so eine flüssige Zeichnung. Wenn sich die Zeichnung verdichtet hat, lege ich mich auf das Papier und rolle mich in der flüssigen Farbe. Die Zeichnung wird durch meine Bewegung auf mein Kleid gedruckt. So hat sich die Zeichnung auf dem Papier nochmals verdichtet und mein Kleid ist Zeuge eines künstlerischen Prozesses geworden.

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Am 30. 1. 2020
Performance im (ort) in Emmenbrücke


Marie-Anne Lerjen schreibt nach der Performance von Christine Bänninger am
Donnerstag, 30. Januar 2020, im (ort) in Emmenbrücke aus der Perspektive der Performerin.

Ich trete in den Raum. Ich stelle zwei Büchsen ab, in denen zwei Farbflaschen stehen. Ich entrolle zwei lange weisse Papierstreifen. Ich lege die Papierstreifen übereinander. Ich lege mich am Boden unter sie. Ich decke mich ganz zu. Ich liege unter den Papierstreifen. Wir sind drei weisse Streifen. Ich stehe wieder auf. Ich lege die Papierstreifen parallel zueinander auf den Boden. Ich gehe zu den Büchsen. Ich schüttle die Farbflaschen. Ich leere den schwarzen Inhalt je einer Flasche in je eine Büchse. Ich nehme eine Büchse und stelle mich an der kurzen Seite des einen Papierstreifen auf. Ich schliesse die Augen. Ich schütte die Farbe auf das Papier (oder daneben; ich sehe es nicht). Ich öffne die Augen. Ich hebe den Papierstreifen auf der Seite an. Ich lasse die Farbbächlein über das Papier fliessen. Ich hebe den Papierstreifen auf einer anderen Seite an. Ich zeichne mit der Schwerkraft. Ich hebe weiter auf verschiedenen Seiten. Ich lasse die Zeichnung schliesslich liegen. Ich verfahre gleich mit dem anderen Papierstreifen. Ich hinterlasse so zwei fliessend be-zeichnete Blätter. Ich lege mich parallel zu den Papierstreifen auf den Boden. Ich rolle mich langsam über die noch nasse Farbe des einen Blattes. Ich rolle mich langsam über die noch nasse Farbe des anderen Blattes. Ich drucke mir so ein Muster auf mein Kleid. Ich klebe die beiden Papierstreifen an die Wand. Ich stelle mich dazwischen. Wir sind drei schwarze Muster.